Der Zarengold

Reisebericht vom 29.05.2017 Made by Madlen


Was Reisende erwartet

Während man auf der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn mit dem Regelzug nach Fahrplan mit Einheimischen reist und der Zug in den Bahnhöfen nach Erkundung einer Stadt nicht auf einen wartet, ist man mit dem Sonderzug ausschließlich mit Touristen unterwegs. 

Der Zarengold fährt seine Gäste auf komfortable Art entlang unterschiedlichster Städte. Ob Vodkaprobe, Russichkurs oder Bordvorträge, dem Reisenden wird auch an Bord einiges geboten. Ganz nebenbei wird einem so ziemlich jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Notwendiges Reisegepäck

Für die Reise mit dem Zarengold empfiehlt es sich, einen Koffer und eine kleinere Reisetasche zu packen. Je nachdem, für welche Kategorie man sich entscheidet, erhält man vorab die genauen Maße der Gepäckablagen. Die Reisetasche benötigt man für die Hotelaufenthalte, der Koffer bzw. das größere Reisegepäck bleibt dabei an Bord des Zuges.

 

Legere Kleidung ist im Zarengold absolut ausreichend. Für die Ausflüge sollte man bequemes Schuhwerk dabei haben. In der Mongolei habe ich beispielsweise auf meine Wanderschuhe zurück gegriffen. Badebekleidung sollte im Gepäck auch nicht fehlen. Es steht nämlich ein gemeinsames Bad im Baikalsee auf dem Programm. Handtücher und Bettwäsche werden den Gästen an Bord des Zuges, sowie in den Hotels zur Verfügung gestellt. 

 

Hier findest du weitere Dinge, die auf deiner Reise auf keinen Fall fehlen sollten.

Kategorien

Als Gast des Zarengoldes kann man zwischen 5 verschiedenen Kategorien wählen. Je nach Budget können das 4-er Abteile mit Gemeinschaftstoiletten bis zu großzügigen 2-er Abteilen sein, die sogar über eine eigene Toilette und Dusche verfügen. Hat man keine eigene Dusche, wird man sich mit Hilfe eines Duschplans schnell mit den Gästen der anderen Abteile über die tägliche Erfrischung einig. 

In allen Kategorien sorgen Klimaanlagen für Frischluft.

 

Die Waggons der Kategorien I und II sind in 9 Abteile aufgeteilt. Da diese in den höherwertigeren Kategorien geräumiger sind, verringert sich die Anzahl pro Waggon. 

Kategorie I

In der günstigsten Kategorie werden 4 Personen untergebracht. Eine Fremdbelegung ist dabei möglich. Den Gästen stehen nur wenige Quadratmeter zur Verfügung, sodass die Koffer teilweise außerhalb des Abteils verstaut werden müssen. Steckdosen befinden sich auf den Fluren. Doch wächst man hier sehr schnell zu einer kleinen Familie zusammen, hilft sich gegenseitig und verbringt insgesamt

viel Zeit miteinander.


Kategorie II - Classic

Kategorie II - Superior


Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut, hat man in beiden Ausführungen der Kategorie II für sein Gepäck genügend Stauraum im Bettkasten und im Kofferfach über der Tür. Es muss einem allerdings bewusst sein, dass man mehrere Tage größtenteils aus dem Koffer lebt. Mit seinen Nachbarn teilt man sich 2 Toiletten und einen kombinierten Wasch- und Duschraum. Duschpläne regeln dabei die täglichen Duschzeiten jedes Waggons. Nach wenigen Tagen waren diese Pläne auf unserer Tour aber gar nicht mehr notwendig, da man sich auf engstem Raum schnell kennenlernte und es regelte sich alles ohne große Absprache. Auch das Aufladen der technischen Geräte über die Steckdosen in den Gängen und Waschräumen war schnell abgesprochen. 

 

Die Abteile der Katagorie II Superior sind neu renoviert und schon ähnlich nostalgisch ausgestattet, wie die Abteile der nächst höheren Kategorie.

Kategorie III - Nostalgie-Komfort

Wenn man wie einst Chruschtschow und Breschnew reisen möchte, kann man dies in den neu gebauten Wagen der Kategorie Nostalgie-Komfort. Dem Gast stehen moderne Annehmlichkeiten wie Fernseher, Steckdosen, Sessel und eine Dusche zur Verfügung. Letztere teilt man sich mit dem Nachbarabteil. Das untere Bett lässt sich zu einer größeren Liegefläche ausklappen. Das obere Bett bietet Raum für eine 3-er Belegung. Toiletten findet man auch hier am Ende des Waggons. 

Kategorie IV - Bolschoi

In den Kategorien Bolschoi ist der maximale Komfort des Zarengoldes erreicht. Hier stehen den Gästen ein eigenes Bad mit Waschbecken, Dusche und WC zur Verfügung. Die Abteile sind insgesamt größer und Kleiderschränke bieten Platz für die privaten Sachen.

Die Kategorie Bolschoi Platinum unterscheidet sich durch ein noch geräumigeres Abteil und einen größeren Duschraum. Die Klimaanlagen sind selbst regulierbar. 


Kategorie V - Bolschoi Platinum


Verpflegung

Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, man wird auf dieser Reise kulinarisch rundum verwöhnt. Ich war anfangs sehr skeptisch und dann an Bord umso begeisterter, als ich die abwechslungsreichen Gerichte serviert bekam. Unglaublich lecker! Das Einzige, was nicht über den Reisepreis abgedeckt ist, sind Getränke wie Softdrinks oder Spirituosen. Hierfür erhält man eine kleine Karte, auf der Strichliste geführt wird und am letzten Tag die Abrechnung erfolgt. Wasser jedoch, steht ausreichend zur Verfügung.


Gästebetreuung

Eins sei vorweg genommen, die Gästebetreuung an Bord des Zarengoldes hat mich

wirklich sehr beeindruckt.

 

Am Flughafen von den Reiseleitern herzlich in Empfang genommen, wurde einem fortan jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Der Chefreiseleiter sorgte dabei nicht nur für einen reibungslosen Ablauf, sondern informierte die Gäste regelmäßig über die einzelnen Programmpunkte. Dies geschah mit zusätzlich interessanten Informationen über Bordfunk. Vor den Tagesausflügen wurde man auf diese Weise auf historische Details hingewiesen und erfuhr unglaublich viel über die bereisten Regionen. Die Stadtführungen wurden von regionalen Reiseleitern durchgeführt.

 

Pro Waggon sorgen je 2 Schaffner für das Wohl der Gäste und die Sauberkeit an Bord. Während man im Restaurant sein Frühstück oder Abendessen zu sich nimmt, richten sie liebevoll die Betten bzw. Abteile her. Außerdem kann man bei ihnen jederzeit Getränke bestellen. Als wir von unseren Tagesausflügen zurück kamen, erwarteten sie uns bereits mit einem Lächeln auf den Lippen. 

Ich fühlte mich in wirklich guten Händen und vermisste den Zug und dessen Personal bei Zwischenübernachtungen im Hotel schon ziemlich. Doch war ein Teil dieser lieb gewonnenen Familie immer an unserer Seite, nämlich die Gruppenreiseleiter. Meine Gruppe wurde von Valeri betreut. Wir hatten ihn alle sehr schnell in unsere Herzen geschlossen. Egal wie spät es abends im Restaurant wurde, begrüßte er uns morgens gut gelaunt und erkundigte sich nach unserem Befinden. Auf den Tag vorbereitet, beantwortete er uns alle Fragen und wich uns während der Tagesausflüge nicht von der Seite. An Bord erzählte er uns, durch welche Gegend wir gerade fuhren und füllte längere Zugstrecken mit einer Vodkaprobe oder einem Russischkurs. Wir lernten dabei nicht nur zahlreiche Trinksprüche, sondern erhielten auch Einblicke in die russische Kultur und Mentalität.

Während des Russischkurses lernten wir zunächst die Aussprache der kyrillischen Buchstaben und schließlich ein paar gebräuchliche Sätze. Da ich selbst viele Jahre in der Schule Russisch gelernt hatte, konnte ich unserem Valeri auf russisch das sagen, was sicherlich jedem aus der Gruppe

aus dem Herzen sprach ... 

Я люблю тебя :)

Doch das Dankeschön gilt auch dem gesamten Zugersonal, ob Kellner, Köche oder die vielen fleißigen Helfer im Hintergrund, alle haben dazu beigetragen, dass die Reise mit dem Zarengold zu einem einmaligen und unvergesslichen Erlebnis werden konnte. Dies hatte ich beim Antritt meiner Reise so nicht erwartet. Wir sind als Touristen gekommen und ich persönlich fühle mich nach all dem Erlebten mit den gesehenen Ländern ein Stück weit verbunden ... und genau dieses Gefühl liebe ich am Reisen.


Reisen veredelt den Geist und räumt mit Vorurteilen auf.

- Oscar Wilde -